Existenzielle Bildhauerei
Die belgische Künstlerin Berlinde De Bruyckere (*1964) zählt zu den bedeutenden Bildhauern der Gegenwart. Ihr Werk wird international beachtet, zuletzt sorgten Arbeiten De Bruyckeres 2024 im Rahmen der Biennale von Venedig für Aufsehen.

Existenzielle Dimensionen des Menschseins stehen im Zentrum ihres plastischen und zeichnerischen Schaffens, es kreist um Gewalt und Gefährdung, Geborgenheit und Verletzlichkeit, Schmerz, Verlust und Trost. Wucht und Zartheit solcher Empfindungen evoziert De Bruyckere in körperbetonten, oft raumgreifenden Skulpturen; Decken und Tierfelle, Holz und Wachs zählen zu ihren bevorzugten Materialien. Organische Abstraktion und eine mitunter hyperrealistische Figuration verschmelzen in Arbeiten von großer Eindringlichkeit. Dabei gestaltet De Bruyckere universelle gültige Bilder vor dem Hintergrund reicher europäischer Darstellungstraditionen, spannt weite Bögen zwischen Mythologie, christlicher Ikonografie und Themen unserer Zeit.
Als Berlinde De Bruyckere im Herbst 2021 in die Stadt kam, um ihre von der Hamburger Kunsthalle erworbene Skulptur Arcangelo II, 2020 zu installieren, war sie bei einem Besuch unseres Museums tief beeindruckt von Barlachs Skulpturen aus Holz. Sie weckten den langgehegten Wunsch, selbst auf neue Weise mit diesem Material zu arbeiten. So entstand eine Werkgruppe aus polychromen Holzskulpturen, die in unserer Ausstellung ihre Premiere feiern wird. Daneben zeigt Berlinde De Bruyckere eine Auswahl eigener Arbeiten im Dialog mit Werken Ernst Barlachs aus unserer Sammlung.