Progressive Punktkonzentration
Der aus Brasilien stammende Maler und Grafiker Almir da Silva Mavignier (1925–2018) zählt zu den international bekannten Pionieren der Konkreten Kunst und der Op-Art.
Nach figurativen Anfängen im Brasilien der 1940er-Jahre gelangte Mavignier schon bald zu ungegenständlichen Kompositionen. Ab Anfang der 1950er experimentierte er in Paris und an der Ulmer Hochschule für Gestaltung konsequent mit den Licht/Schatten-Wirkungen von Farbformen, mit optischen Farbmischungen und ihren sich wandelnden Energien in geometrischen Strukturen. Die Bauhaus-Künstlerin Helene Nonné-Schmidt machte Mavignier mit der Kunsttheorie Paul Klees vertraut, so entstanden erste Punktkompositionen. Max Bill und Josef Albers gaben weitere wichtige Impulse für Rasterbilder und den Einsatz von Farbe.
Seinen Verzicht auf »individuellen Ausdruck« zugunsten einer Kunst der mathematisch präzisen, meist seriellen Suchbewegungen beschrieb Mavignier später mit selbstironischer Bescheidenheit: »Der Künstler ist ein Beamter des Unbekannten«.
Ende der 1950er-Jahre beteiligte sich Almir Mavignier an Projekten der ZERO-Bewegung, 1960/61 war er Initiator und Kurator der Ausstellung Neue Tendenzen in Zagreb, 1964 Teilnehmer der Biennale von Venedig und der documenta III. 1965 zog Mavignier nach Hamburg, wo er bis 1990 als Malereiprofessor an der HFBK unterrichtete.
100 Jahre nach seiner Geburt erinnern wir mit ausgewählten Werken aus dem Nachlass an den charismatischen Netzwerker und Neuerer. Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit dem atelier mavignier, Delmar Mavignier und der Kunsthistorikerin Miriam Schoofs.